Studie aus Island: Die 4-Tage-Woche steigert die Produktivität

Studie aus Island: Die 4-Tage-Woche steigert die Produktivität

Eine Studie aus Island legt nahe, dass eine Reduzierung der Arbeitszeit die Mitarbeiter nicht nur zufriedener, sondern auch produktiver werden lässt.


Die Vier-Tage-Woche klingt für viele Arbeitnehmer wie ein Traum – Arbeitgeber sind hingegen eher skeptisch: Gleicher Lohn bei geringerer Arbeitszeit für alle Beschäftigten? Das hört sich erst einmal nicht nach einem zukunftsfähigem Geschäftsmodell an. Und doch legen Erkenntnisse der größten Feldstudie weltweit nahe, dass die 4-Tage-Woche die Produktivität der Beschäftigten sogar steigern kann.

1,3 Prozent der isländischen Beschäftigten nahmen an der Studie teil

Diese Feldstudie wurde in Island vom Thinktank Autonomy gemeinsam mit der Nichtregierungsorganisation Alda (Association for Sustainable Democracy) und den isländischen Gewerkschaften durchgeführt. Hierfür reduzierten die Angestellten im öffentlichen Dienst ihre Wochenarbeitszeit von 40 Stunden auf 35 oder 36 Stunden die Woche. Insgesamt nahmen 2500 Angestellte aus Bereichen wie der Stadtverwaltung, Krankenhäusern oder der Kindertagespflege teil. 2500 Beschäftigte entsprechen 1,3 Prozent der isländischen Arbeitnehmer und sind daher eine recht repräsentative Menge auf die Gesamtbevölkerung gesehen.

Geringere Arbeitszeit kann die Produktivität erhöhen

Einige der Studienergebnisse waren nicht besonders überraschend. So hatten die Arbeitnehmer durch die Reduzierung ihrer Arbeitszeit mehr Freizeit und verbrachten mehr Zeit mit ihren Familien. Die geringere Arbeitszeit führte nicht, wie zunächst vermutet, zu einer höheren Anzahl von Überstunden. Die Beschäftigten organisierten ihre Arbeit neu, damit sie sie in einer kürzeren Arbeitszeit leisten konnten. Damit wurden die Studienteilnehmer sogar produktiver.

Meetings wurden verkürzt und weggelassen

Den größten Effekt auf eine höhere Produktivität hatte laut Jack Kellam, einem der Autoren der Studienauswertung, die Verkürzung der Meetings. Dies berichtete der Forscher der „Zeit“. Die Meetings wurden teilweise sogar ganz durch kurze Telefonate oder Mails ersetzt. Meetings wurden in allen Bereichen verkürzt oder gestrichen auch in Kindertageseinrichtungen und in der Pflege.
Ein weiterer Aspekt, der zu einer Optimierung führte, war die Reduktion der Pausen. Mit dem Hinblick auf mehr Freizeit waren die Arbeitnehmer bereit auf Kaffeepausen zu verzichten. Hinzu kam, dass einige Aufgaben ersatzlos gestrichen wurden.

Nach der Auswertung der Studie haben nun 86 Prozent der Bevölkerung in Island einen Rechtsanspruch für eine kürzere Arbeitszeit von 36 bzw. 35 Stunden. Pflegeberufe im Schichtdienst können ihre Arbeitszeit jetzt sogar auf 32 Arbeitsstunden verkürzen.

Weniger Krankheitstage aufgrund psychischer Belastung

Jack Kellamberichtete der „Zeit“, dass vor allem Selbständigkeit und Selbstbestimmtheit über das eigene Leben zu einer größeren Zufriedenheit führt. Dies spornt die Arbeitnehmer an, im Job mehr zu leisten und trotzdem glücklicher zu sein. Zudem gäbe es auf diese Weise weniger Krankheitstage aufgrund psychischer Belastung. Da die Studie in sehr unterschiedlichen Berufsgruppen durchgeführt wurde, könne man hier eine durchaus generelle Aussage treffen.

Lassen sich die Ergebnisse auch auf andere Länder anwenden?

Wie sich die Ergebnisse auf andere Länder mit einer komplexeren Wirtschaft anwenden lassen, ist allerdings noch unklar. Hier sind viele Experten skeptisch. Dennoch gibt es auch in Deutschland immer wieder Firmen, die Ihren Mitarbeitern eine 4-Tage-Woche oder eine Reduzierung der Arbeitszeit ermöglichen. Auch andere Länder wie Spanien ziehen mit Feldversuchen zur 4-Tage-Woche nach. Vielleicht ergeben neue Studien dann Erkenntnisse, die sich auch auf andere europäische Länder anwenden lassen.

Hier finden Sie die Auswertung der Studie.


Dieser Beitrag wurde am 21.07.2021 in Büroalltag veröffentlicht.

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