Die Geschichte der Brieftauben: So wurde die Luftpost erfunden

Die Geschichte der Brieftauben: So wurde die Luftpost erfunden

Es gibt Millionen von Tauben auf dieser Welt, aber nicht jede Taube kann sich mit dem Titel „Brieftaube“ schmücken und über kaum ein anderes Tier gehen die Meinungen der Menschen so weit auseinander. Während sich viele über den Schmutz, den Tauben verbreiten, ärgern, betrachten Hobbyzüchter und Brieftaubensportler die Tauben als ihr liebstes Haustier.


Die Brieftaube ist ein mystisches Wesen – egal wo sie ausgesetzt wird, sie findet immer wieder nach Hause. Wie ihr das gelingt, konnte bis heute von Forschern nicht hinreichend erklärt werden. Es liegt die Vermutung nahe, dass sich Tauben an Landmarken, z.B. Berge, Bäume, Flüsse, Häuser und ähnlichem, orientieren. Zudem würden der Brieftaube auf ihrem Weg auch der Sonnenstand sowie das Erdmagnetfeld helfen, so die Forscher. Die Frage, woher Brieftauben aber wissen, wo sie sind, wenn sie an einem völlig fremden Ort abgesetzt werden und dennoch nach Hause finden können, konnte bisher nicht beantwortet werden.

Brieftauben in Kriegszeiten

Aufgrund ihres ausgesprochen perfekten Orientierungssinns wurden Brieftauben schon vor Tausenden von Jahren zum Verbreiten von Nachrichten und Briefen genutzt.

  • Seefahrer nutzten Brieftauben, um die Küste besser orten zu können
  • Die Kreuzritter erzählten von ihren Errungenschaften in Briefen, die sie mit Hilfe der Brieftaube nach Hause geschickt haben
  • Übermittlung der Nachricht vom Sieg in der Schlacht von Waterloo (1815) an die britische Regierung durch eine Brieftaube
  • Der Pressedienst Reuter, der auch heute noch aktiv ist, begann seinen Dienst tatsächlich mit Brieftauben
  • 1917 etablierte die Schweizer Armee einen Brieftaubendienst, der 1995 wieder abgeschafft wurde

Brieftauben wurden in der Vergangenheit insbesondere in Kriegszeiten eingesetzt, denn die Brieftauben hatten den Vorteil, dass sie Nachrichten besonders schnell überbringen und zudem konnten die Tiere ungehindert Grenzen überfliegen.

Im Ersten Weltkrieg wurden Brieftauben von allen kriegerischen Seiten eingesetzt, wenn eine Übermittlung von Nachrichten anderweitig nicht möglich war, z.B. aufgrund von zerstörten Telefon- und Telegrafenleitungen. So transportieren Brieftauben kleine Röhrchen mit Fotografien und anderen wichtigen Informationen.

Die Nationalsozialisten unter Hitler verboten 1938 Juden übrigens das Halten und Nutzen von Brieftauben- wohl aus Angst wichtige Informationen über den Verfolgung der Juden, könne in die Hände der Feinde gelangen. Während des Zweiten Weltkrieges wurden auch wieder Brieftauben für die Übermittlung von wichtigen Nachrichten eingesetzt.

Brieftauben – Einsatz in der modernen Zeit

Heutzutage werden Brieftauben für die Überbringung von Briefen kaum noch eingesetzt. Die Tauben werden stattdessen hauptsächlich privat von Brieftauben-Liebhabern gezüchtet und bei sportlichen Wettbewerben eingesetzt. Wertvolle Zuchttiere können auch schon mal mehrere tausend Euro kosten.

Doch nicht jede Taube eignet sich für den Sport, denn es kommt beim Brieftaubensport insbesondere auf die Schnelligkeit und den Orientierungssinn an und dies ist nicht bei jeder Taube gleichermaßen ausgebildet. Bei Wettbewerben legen Brieftauben auch schon mal sehr weite Strecken zurück, so soll die weiteste gemessene Strecke 1.800 Kilometer betragen haben.

Deutschlands Nachbar Belgien ist übrigens Mutterland des Brieftaubensports. Aber auch in den Niederlanden und in Deutschland – insbesondere im Ruhrgebiet - wird der Brieftaubensport gerne ausgeübt. In Belgien werden Briefrauben auch gerne „Rennpferde des kleinen Mannes“ genannt.

Berühmte Brieftauben

Die zwei berühmtesten Brieftauben der Geschichte sind:

  • Cher Ami (Erster Weltkrieg)
  • G.I. Joe (Zweiter Weltkrieg)

Cher Ami war eine Brieftaube des United States Army Signal Corps, die in Frankreich zur Zeit des Ersten Weltkrieges eingesetzt wurde. Insgesamt transportierte Cher Ami zwölf wichtige Briefe. Cher Ami starb, nachdem sie während ihrer letzten Mission an der Brust schwer verletzt wurde. Den Brief überbrachte sie trotz ihrer Verletzung und dank der Nachricht konnten 194 Soldaten gerettet werden. Nach ihrem Tod erhielt sie diverse Auszeichnungen und ist heute präpariert im National Museum of American History des Smithsonian Museums ausgestellt. Ihr Name „Cher Ami“ ist übrigens französisch und bedeutet „Lieber Freund“ – der typische Anfang eines französischen Briefes.

G.I. Joe war auch eine Brieftaube des United States Army Signal Corps - allerdings Jahrzehnte später. Er wurde zur Zeit des Zweiten Weltkrieges zuerst in Tunesien und später in Italien eingesetzt. Seinen berühmtesten Einsatz hatte G.I. Joe am 18. Oktober 1943. So wurde die Brieftaube damit beauftragt einen Angriff der Amerikaner auf die Stadt Calvi Vecchia zu verhindern, da bereits die britische Armee die kleine italienische Stadt einnehmen konnte. Weil andere Kontaktaufnahmen wirkungslos blieben, wurde G.I. Joe mit der Nachricht auf den Weg geschickt. Die Mission war ein Erfolg und im November 1946 wurde G.I. Joe eine britische Kriegsauszeichnung verliehen.

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Bildquelle: © by iStock / Tabishere


Dieser Beitrag wurde am 21.08.2014 in Kurioses veröffentlicht.

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